Die Zeit um Karl May
Mattel eröffnete Filialen in England, Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien bis hin zu Kanada und Mexiko. So konnten die einzelnen Länger ihr Big Jim Angebot individuell anbieten. Dieser internationale Markt brachte Big Jim schließlich zu Orten, an denen er vorher nie gewesen war.
Die erste internationale Serie wurde ein Western.

In Spanien kamen 1974 zwei neue Figuren in der Serie Oeste auf den Markt: Geronimo und Dakota Joe, beide Figuren hatten neu gestaltete Köpfe mit Echthaar. Geronimo trug als Indianer nur eine Hose, ein Stirnband und Mokassins, war bewaffnet mit einem Gewehr. Der bärtige Dakota Joe trug eine Wildlederklamotte mit Fransen, beigen Cowboyhut, Lasso, Pistolengurt mit Pistole und Messer und ein Gewehr. Dazu gab es fünf Kleidungssets: Cowboy, Indianerhäuptling, Kavallerieoffizier, Texas-Ranger und Trapper. Der Cowboy hatte ein rot-weiß kariertes Hemd, Bluejeans, eine braune Lederweste, Chaps, einen braunen Cowboyhut, braune Cowboy-Stiefel, ein Lasso und ein Brenneisen. Zum Indianerhäuptling gehörten ein Federschmuck, ein braunes Oberteil, passend dazu die Hose, ein Gürtel mit Messerscheide, Mokassins, Messer und Tomahawk. Der Kavallerieoffizier war ausgestattet mit Hemd, Hose, Stiefeln, gelbem Halstuch, beigem Cowboyhut mit Verzierung, Pistolengurt mit Pistole, Gewehr und weiße Handschuhe. Zum Texas-Ranger Outfit gehörten neben Hemd, Hose und Cowboy-Stiefeln eine schwarze Lederweste mit Sheriff-Stern, ein gelbes Halstuch und einen weißen Hut. Der Pistolengurt durfte auch hier nicht fehlen. Der Trapper hatte braune Fransenklamotten an, einen Wildledergürtel, eine Fellmütze, Mokassins und ein Gewehr. Passend zu dieser Serie gab es ein schwarzes Pferd für Winnetou mit Decke, ein Tipi mit viel Zubehör und ein Indianer Kanu.

Angelehnt an die Romane von Karl May über zwei Charaktere des Wilden Westen, wurde 1976 vom Mattel Angestellten Hintz Rubbler in Deutschland das Westernthema erweitert und verbessert. Sehr kurios ist, dass Karl May selber nie in Amerika war und dennoch eindrucksvoll und detailliert seine Geschichten geschrieben hat. Mattel in Deutschland fand, dass das bereits existierende Western-Thema super mit diesen Geschichten aufgepeppt werden konnte.
Die ersten beiden Figuren der Karl May Serie waren Old Shatterhand und Winnetou. Winnetou war die gleiche Figur, die zwei Jahre zuvor in Spanien als Geronimo erschienen war. Old Shatterhand hatte einen Jeff-Kopf mit aufgemaltem Bart. Und es gab jede Menge interessantes Zubehör: Winnetous Rappe Iltschi und Old Shatterhands Pferd Hatatitla, Kanu und Wigwam. Zu den fünf vorhandenen Outfits kam zunächst ein weiteres dazu: die Winnetou-Ausstattung bestand aus einem Indianer-Zweiteiler, Mokassins, Bärenkrallenkette, Friedenspfeife, Gürtel mit Messerscheide und Silberbüchse.
1977
Die Karl May Serie war beliebt wie Sau. Das Angebot wurde erweitert, es kamen vier neue Figuren hinzu. Bloody Fox, Old Firehand, Old Surehand und der Echthaar-Old-Shatterhand, wie er für die Oeste-Serie in Spanien erschienen war. Diese Figur gab es aus unerklärlichen Gründen nur kurz auf dem deutschen Markt, die Produktion des bärtigen Jeffs als Old Shatterhand war sicher günstiger, was vielleicht damit zu tun hatte. Also gab es fortan nur noch diese Variante. Alle Figuren ab 77 erhielten Greifhände.
Ein Westernplanwagen mit einer Gesamtlänge von 85 cm war erhältlich. Er wurde komplett mit zwei Pferden, Zuggeschirr und viel Zubehör aus der Pionierzeit geliefert. Das Angebot an Karl May Klamotten wurde von sechs auf zwölf aufgestockt: Goldgräber, Old Shatterhand Ausstattung, Pony-Express, Medizinmann, Indianer Scout und Mexikanischer Bandit. Der Goldgräber hatte ein rotkariertes Hemd an, dazu graue Hosen, er trug einen Warpath-Hut, Pistolengurt, braune Cowboy-Stiefel und Goldgräbergeschirr. In der Old Shatterhand Ausstattung war enthalten: hellbraune Fransenjacke, dazu passende Hose, Pistolengurt mit Messerscheide, zwei Lederstiefel, zwei Gewehre, Friedenspfeife, Lasso und ein Hut. Oft mit der Kutsche zusammen gesehen war das Pony-Express Outfit, dieses bestand aus einem karierten Hemd, einer blauen Hose, einer roten Lederjacke mit Fellkragen, einem roten Tuch, Pistolengurt, Peitsche, Cowboy-Stiefel und Hut. Den Medizinmann gab es in zwei Varianten: einmal mit echtem Federschmuck, einmal mit Plastikfedern. Dazu trug er eine helle Indianerhose, Mokassins, zwei Bärenkrallenketten, ein Speer und eine Rassel. Der Indianerscout trug zu seiner blauen Hose eine dunkelbraune Fransenjacke, eine blaue Kappe, Stiefel, Gewehr und Gürtel mit Messerscheide. Auch ein Bösewicht durfte in dieser Serie nicht fehlen: der mexikanische Bandit. Er trug ein helles Hemd und eine dunkelgraue Hose, zwei Munitionsgurte, Pistolengurt, braune Boots, Gewehr und Sombrero, olè!!!

Bloody Fox hatte das gleiche Gesicht wie Winnetou, aber längere Haare und eine rote Narbe, die über das rechte Auge verlief. Er trug ein Bisonhornkopfschmuck mit Fell. Old Firehand war ein alter Mann mit grauem, kürzerem Echthaar und Vollbart. Er trug eine Friedenspfeife, Beil, Kentucky-Gewehr, Halskette mit Bärenkrallen, Fellmütze, Jagdmesser und Pistole. Old Surehand trug dunkelblondes, schulterlanges Haar, einen Bart und hatte stechend blaue Augen. Er trug als einziger statt Wildleder- Glattlederklamotten. Old Surehand hatte wie Old Firehand einen komplett neu gestalteten Kopf.
Old Surehand, Bloody Fox und Old Firehand
Außerhalb von Deutschland ist die Karl May Serie unter anderen Namen wie z. B. Wild West, Oeste, erschienen. Es waren die gleichen Figuren wie auch in der Karl May Serie verfügbar, sie hatten nur alle andere Namen. Winnetou und Old Shatterhand hießen, wie wir wissen, Geronimo und Dakota Joe, Old Surehand wurde in Buffalo Bill umgetauft, Old Firehand hieß Old Kentuck, aus Bloody Fox wurde Bisonte Nero.
In Deutschland hielt sich das Karl May Thema bis zum Jahr 1978. Die Figuren wurde um eine Squaw erweitert: Nscho-Tschi, Winnetous Schwester, die bereits im Vorjahr in der Wild West Serie als Fresca Rugiada erschien. Nscho-Tschi hatte langes, schwarzes, zu Zöpfen gebundenes Haar, ein Stirnband, eine Tunika mit Fransen, zwei Umhängetaschen, ein Paar Fellstiefel (weil Frauen ja immer kalte Füße haben), zwei Keramikgefäße und ein Tragekorb.
Vier neue Outfits wurden ins Programm mit aufgenommen: Tapferer Krieger, Gun Slinger, Hufschmied und Wells Fargo Agent. Der Tapfere Krieger trug ein Bisonhornkopfschmuck mit Fell, eine Tunika mit Fransen, eine Hose, Messer, Friedenspfeife, Brustschmuck, eine Gewehrumhängetasche mit Fransen, Silberbüchse, neu gestaltete Mokassins und ein Indianersattel. Der Gun Slinger, ein weiterer Bandit, kam ganz in schwarz mit einem gelben Halstuch. An seinen schwarzen Stiefeln hatte er Sporen. Wenn er nachts in der Pampas übernachten musste, konnte er sich in seine rote Kuscheldecke einmümmeln. Der Hufschmied hatte eine Werkbank mit Amboss. Hier konnte er die vier Hufeisen mit dem umfangreichen Zubehör (Blasebalg, Zange, Hammer...) bearbeiten. Er trug über seinen Klamotten zum Schutz eine Lederschürze. Außerdem hatte er ein Paar Arbeitshandschuhe. Der schnieke Banker aus der Westernstadt war der Wells Fargo Agent. Das Outfit bestand aus einer Nadelstreifenhose, Hemd mit angenähter, roter Weste und goldener Taschenuhr-Kette. Er war ausgestattet mit Büchse, Geldtasche und mehr.
Es gab in diesem Jahr mehrere Mattel Geburtstagssets, unter anderem Old Shatterhand mit zusätzlichem Outfit (Trapper) für DM 19,90. Auch ein paar Zubehörsets durften nicht fehlen, wie das Indianer-, Pony-Express, und Siedler-Zubehör. Des weiteren gab es ein Frontier Gear Set mit Schaufeln, Forke, Sattel etc. Bei zwei Sets ist es unklar, ob diese jemals erschienen sind, oder nur angekündigt waren: Apachen Bärenjagd und Sioux Schlangenfalle.
Für die Spielzeughändler gab es ein paar klasse Schaufensterdekorationen: ein Fort, bestehend aus Tor und Wachttürmen, eine Goldgräberhütte an einer steilen Felswand, eine Dampflokomotive mit Anhänger, die sogar beweglich waren und ein Indianerdorf mit Wigwam. Alle diese Deko-Sets wurden mit Figuren ausgeliefert.