Die Big Jim Geschichte

1964 entwickelte die Firma Hasbro ein neues Spielzeug für Jungen: GI Joe. Dieser Kollege war ein Beweis dafür, dass Jungs tatsächlich mit Puppen spielen... Kurz danach erschienen andere Action-Figuren, wie z. B. Stony Smith, Captain Action, MARX’s Johnny West Gang, Action Jackson u. v. a. Mattel-Gründer Elliot & Ruth Handler wollten auf dieser Welle natürlich auch mitschwimmen. Sie brachten 1967 Major Matt Mason, Mattel’s Mann im Weltraum, auf den Markt. Mit dieser Figur hatte Mattel einen Charakter geschaffen, der ins aktuelle Zeitgeschehen (bemannte Raumfahrt und erste Mondlandung) passte. Matt Mason bestand aus einem aus Gummi geformten Körper, in dem sich ein Skelett aus biegsamen Draht befand. Besonders gut kam die Zubehör-Palette dieser Serie an. Da einige sogar batteriebetrieben waren, brachten sie einen besonders hohen Spielwert. Diese Serie wurde schon bald nach der ersten Mondlandung der Amis eingestellt.

1970 startete Mattel erneut einen Versuch, den großen Action-Figuren Markt zu erobern. Steve Lewis und ein Team von Designern stellten unter Berücksichtigung bereits existierender Mattel-Produkte neue Überlegungen an. Da gab es z.B. die männliche Puppe namens Ken aus der sehr populären Barbie-Serie. Jurgis Sapkus, einer des Designerteams, arbeitete gerade an einem Mechanismus, der erlauben sollte, die Bizeps einer Figur anschwellen zu lassen, wenn der Unterarm hochgebogen wurde. Die Entwickler waren sich sicher, dass diese männlichere Variante von Ken Jungs und Mädchen gleichermaßen ansprechen würde. Der Armmechanismus wurde von Sapkus und anderen Teammitgliedern eindruckvoll perfektioniert.

Bill Isone (Produktmanager) verfolge ebenfalls eine Idee, die zwar wenig mit einem männlicheren Ken zu tun hatte, dafür aber sehr wichtig für die Entwicklung der Big Jim Serie war. Er entwarf eine ca. 10 cm große Figur, die mit einem Gummiband ausgestattet war, das die Figur veranlasste, durch die Luft zu fliegen, wie auch immer das ausgesehen haben mochte... Desweiteren hatte Isone die Idee zu einer Geschichte um eine Rockband. In diesem Konzept wurden die 10 cm Figuren, soganannte French Fry Figuren, während eines Auftritts von einem Blitz getroffen, sie mutierten anschließend und erreichten Superkräfte. Isone war von seiner Idee sehr begeistert, dennoch wurde sie nicht weiterverfolgt. Isone ließ nicht locker, er überlegte sich für eine ca. 30 cm Figur den Namen Big Mac. Ingenieur Jurgis Sapkus hatte ein paar Zeichnungen von Big Mac angefertigt, auf denen dieser als eine Figur, die komplett aus Latex bestand, abgebildet war. Die Oberfläche sah durch dieses Material verblüffend echt wie Haut aus. Der Muskelmann Big Mac hatte einen Mechanismus, der es erlaubte, dass die Muskeln von Brust, Armen, Schultern und Beinen anschwellen konnten. Laut Sapkus’ Skripten konnte Big Mac mit einer großen Palette von Zubehör viele verschiedene Dinge anstellen. Z.B. konnte er einen Golf- oder Baseballschläger benutzen. Umgesetzt wurde dieses von Ingenieur Terry Benson. Damit wurde Big Mac zu einer weitaus interessanteren Figur, da die früheren Action-Figuren doch sehr viel einfacher gegliedert waren.

In einem Meeting schlug Elliot Handler dem Designer-Team schließlich vor, einem Typen namens Jim Fowler zu kontaktieren. Fowler war an dem Namen Big Jim nicht beteiligt, trotzdem wurde der Arbeitstitel für das Projekt Big Mac geändert, in Big Jim. Bill Isone und Jim Fowler ließen verschiedene Jungs in Gruppen mit Actionfiguren in unterschiedlichen Situationen spielen: Militär, Sport und anderes. Dieser Test zeigte ganz klar, dass die Jungens am liebsten mit Figuren in Sportbereichen spielten. Somit entschied man sich für das Anfangsthema Sport. Isone und Fowler entschieden, Weltklasseathleten in einer Größe von etwa 24 cm zu produzieren. Viele Konzepte, die für die Barbie-Serie gedacht waren, wurden laut Produktingenieur der Big Jim Serie Tony Miller jetzt für diese Schöpfung verwertet. Das Team vermutete, dass die Käufer Mattels Big Jim mit Hasbros G.I. Joe vergleichen würden. So gab es einiges, was sie absolut vermeiden wollten. Z.B. sollten die Nieten vermieden werden, die die berühmten G.I. Joe Figuren hatten. Diese sah man zwar nicht, wenn Joe angezogen war, aber Big Jim sollte auch kurzärmlige Sportklamotten tragen können. G.I. Joe’s Gelenkverbindungen wollte man ebenfalls nicht übernehmen. Seinen Unterarm ließ sich am Ellenbogengelenk drehen, was anatomisch natürlich völlig unmöglich ist. Niemand kann seinen Arm um die Mittelachse drehen... Tony Miller hatte den Anspruch, Big Jims Gelenke so natürlich wie möglich zu gestalten. Plastiker Tony Garrero wurde schließlich beauftragt, die Figur zu erstellen. Er hatte den gesamten Körper und den Kopf ohne irgendwelche Vorlagen oder Modelle angefertigt, er modellierte einfach drauf los. Er formte das Original zweimal, einmal aus Wachs, einmal aus Ton, beide Male waren es Ganzkörpermodelle. Der Genitalbereich brachte Stoff für eine hitzige Diskussion, da schon Barbies Ken viel Kritik für seinen kastrierten Look einstecken musste. Lose Unterhosen werden zu schnell verbummelt, war Tony Millers Meinung, daher löste er das Problem, indem er die Unterhose in die Figur integrierte, das behob das anatomische Problem... und es würden nie nackte Figuren rumliegen! Das Team merkte an, dass einige Jungs sicher nicht gern in ihrer Unterhose gesehen werden wollen. Also anstatt die Hosen weiß zu machen, bekamen die ersten Big Jim Figuren rote Unterwäsche. Dazu gab es rote Boxershorts aus Stoff. Eine weiße Unterhose sollte es später geben. Für die Outfits des Big Jim Allstars wurden eine Menge Sportmagazine gewälzt, außerdem waren Barbie Designer und Näherinnen eine große Hilfe. Miller wurde beauftragt, ein Big Jim Logo zu entwerfen. Er hatte Mattel Grafiker mit einbezogen, die einige phantastische Logos skizzierten. Alle enthielten Wörter, die man nicht mehr lesen konnte, wenn die Logos auf Big Jim Größe angepasst wurden. Schließlich kam Miller mit dem bekannten und vertrauten 3-Sterne-Logo daher.